LANDLABS – Landscape Laboratories
Design strategies for sustainable and beautiful urban landscapes in the Anthropocene
Das Projekt „LANDLABS – Landscape Laboratories: Design strategies for sustainable and beautiful urban landscapes in the Anthropocene” ist ein internationales Doktorandenkolleg, das von der Europäischen Kommission im Rahmen der Marie-Sklodowska-Curie-Actions gefördert wird. Das Doktorandenkolleg vereint sechs Landschaftslabore, die in verschiedenen europäischen Städten (Hannover, Aarhus, Tromsø, Porto, Ljubljana und Wien) angesiedelt sind. Das Ziel der Landschaftlabore ist die Erkundung neuer Perspektiven auf die Interkonnektivität (engl. Interconnectedness) zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen, Wasser, Luft, Boden und Technologien. Die geschieht mittels Research Through Design jeweils in einer konkreten urbanen Landschaft, in der sich infolge schwerer menschlicher Eingriffe besondere Formen urbaner Wildnis bilden konnten, z.B. eine aufgelassene Mergelgrube, ein ehemaliger Güterbahnhof oder eine renaturierte Mülldeponie. Das Untersuchungsgebiet für das Wiener Landschaftlabor bildet der ehemalige Verschiebebahnhof Breitenlee im 22. Wiener Gemeindebezirk.
Für LANDLABS sind zwei Begriffe von zentraler Bedeutung: Das Anthropozän und Interkonnektivität: Die Idee des Anthropozäns beschreibt die Erkenntnis, dass es auf dem Planeten Erde mittlerweile keinen Ort mehr gibt, der vom Menschen unbeeinflusst geblieben ist. Aus dieser Feststellung lassen sich zwei Dinge ableiten: Zum einen wird der in westlichen Kulturen etablierte Gegensatz zwischen Natur und Kultur obsolet, da es keine vom Menschen unbeeinflusste Natur mehr gibt. Zum anderen erwächst daraus eine globale Verantwortung, menschliches Handeln so auszurichten, dass die komplexen Stoffkreisläufe und Naturprozesse, welche die Grundlagen des Lebens auf dem Planeten Erde schaffen, auch in Zukunft ablaufen können. Wenn also der klassische westliche Dualismus zwischen Mensch und Natur im Anthropozän obsolet geworden ist, dann müssen neue, nicht-dualistische Ansätze, welche auf dem Verwoben-Sein von Menschen, Tieren, Pflanzen, Wasser, Boden, Luft und Technologien basieren, entwickelt werden. Hier kommt der Begriff der Interkonnektivität zwischen Menschen und Nicht-Menschen in Spiel, welcher den Gegenentwurf zu dem oben beschriebenen Dualismus bildet.
Die Frage, ob und wie auf Interkonnektivität im Anthropozän beruhende Gestaltungsprinzipien und Planungsprozesse zu einer nachhaltigen Praxis des Landschaftsarchitektur und mit ihr verwandter gestalterischer Prinzipien führen kann, bildet den Ausgangspunkt für LANDLABS. Hierfür wird durch die Doktoranden jeweils eine für die Landschaftsarchitektur relevante Theorie auf ihre Implikationen für eine auf Interkonnektivität beruhende Praxis der Landschaftsgestaltung befragt und Gestaltungsprinzipien abgeleitet. Anschließend diskutieren die Doktoranden die insgesamt sechs Theorien von Interkonnektivität (engl. theories of interconnectedness) und testen diese in landschaftsarchitektonischen Entwürfen und Entwicklungsszenarien für ihre Untersuchungsgebiete, wodurch eine transdisziplinäre Perspektive erreicht wird. Durch den Vergleich und die Diskussion der Entwurfsprozesse und ihrer Ergebnisse soll anschließend übertragbares Wissen zu Gestaltungsprinzipien für nachhaltige und schöne Landschaften im Anthropozän gewonnen werden.
Dieses Vorgehen entspricht der wissenschaftlichen Methodik des Forschenden Entwerfens (engl. Research Through Design). Beim Forschenden Entwerfen wird der gestalterische Prozess als Erkenntnismethode nutzbar gemacht, um übertragbares Wissen zu generieren. Besonders für komplexe, konfliktbehaftete und anwendungsorientierte Fragen rund um die Gestaltung der menschlichen Lebenswelt ist diese Methodik gut geeignet. Auch wenn Forschendes Entwerfen eine anerkannte Methodik ist, die bereits ausführlich beschrieben und diskutiert wurde, handelt es sich doch immer noch um eine vergleichsweise „junge“ wissenschaftliche Methodik. Aus diesem Grund bietet LANDLABS hier die Gelegenheit die Methodik im Rahmen des Doktorandenkollegs weiterzuentwickeln.
Dabei sollen die Themen Ästhetik und Schönheit bewusst nicht ausgeklammert werden, denn die Auseinandersetzung mit ästhetischen Fragestellungen und das sinnliche Erleben der Umwelt sind zentrale Aufgaben der Landschaftsarchitektur und mit ihr verwandter Gestaltungsdisziplinen. Aus diesem Grund nimmt LANDLABS auch die Frage nach der Schönheit nachhaltiger urbaner Landschaften im Anthropozän in den Fokus. In welchem Verhältnis stehen Schönheit und Nachhaltigkeit? Wie könnte eine Schönheit der Verantwortung oder der Nachhaltigkeit aussehen und welche Gestaltungsprinzipien lassen sich hierfür ableiten?
- Projektlaufzeit
- ab April 2025
- Projektleitung
- Projektteam
- Projektteam Partner:
- Martin Prominski (Leibniz Universität Hannover), Antje Backhaus (Leibniz Universität Hannover), Josefine Siebenand (Leibniz Universität Hannover), Arend van der Kam (Leibniz Universität Hannover), Tom Nielsen (Aarhus School of Architecture)
- Stefan Darlan Boris (Aarhus School of Architecture), Laure Baretaud (Aarhus School of Architecture), Thomas Juel (UiT The Arctic University of Norway), Eimear Tynan (UiT The Arctic University of Norway), Bex Browne (UiT The Arctic University of Norway)
- Ana Kučan (University of Ljubljana), Mojca Golobic (University of Ljubljana), Benjamin Hackenberger (University of Ljubljana), José Miguel Lameiras (University of Porto), Paulo Farinha Marques (University of Porto)
- Assoziierte Partner:
- Bernd Michaelis (City of Hannover), Anniken Romuld (Tromsø Municipality), Pedro Pombeiro (Porto Municipality), Peter Søgard (City of Aarhus), Ana Panterlin (Piran Municipality), Herbert Weidinger (Municipality of Vienna)
- Externes Beratungsgremium:
- Sandra Lenzholter (Wageningen University), Lisa Diedrich Swedish University of Agricultural Sciences, Teresa Andresen (Porto University), Antje Stokmann (HafenCity University), Niels Albertsen (Aarhus School of Architecture)