Konferenz und Entwerfen Seezugänge
Kärnten 2024
Rückschau
Konferenz und Entwerfen Seezugänge, Kärnten 2024
Rund 70 Interessierte aus verschiedensten Fachgebieten – neben den Planungsdisziplinen auch aus Tourismusmanagement, Politik und Verwaltung, Vertreter:innen der Bundesforste sowie Engagierte aus Initiativen und lokalen Vereinen – kamen von 19. bis 20. September für eine Seenkonferenz nach Sekirn ans Südufer des Wörthersees.[1] Veranstalter war das Architektur Haus Kärnten in Kooperation mit dem Institut für Städtebau, Landschaftsarchitektur und Entwerfen der TU Wien (Forschungsbereich Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung / FoB landscape). Austragungsort war das Sommerheim der Wiener Sängerknaben in Sekirn, eines der wenigen Areale am Wörthersee, die abseits der Sommermonate, in denen die Sängerknaben selbst vor Ort sind, temporär für universitäre Workshops und andere Kultur- und Bildungskooperationen offen sind. Koordiniert von Volker Dienst – ehemaliger Sängerknabe, Baukulturvermittler und Projektkoordinator für das Areal – gab es dort in den letzten Jahren bereits mehrere Zusammenarbeiten mit Universitäten (neben dem FoB landscape auch mit dem Institut für Gebäudelehre und Entwerfen der TU Wien, der AA – Architectural Association School of Architecture London, z.T. auch in Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen). Dabei ging es darum, Konzepte für die bevorstehende Sanierung zu entwickeln sowie Ideen für langwährende Kooperationen zu diskutieren. Darüber hinaus fand eine vielfältige Auseinandersetzung mit der gesamten Region statt. Die Projekte können nicht nur Vorbild für den kreativen und gemeinwohlorientierten Umgang mit Seeufern sein, sondern generell für einen anderen Umgang mit Gebäuden und Freiräumen, die temporär, oft sogar über den Großteil des Jahres leerstehen bzw. unzugänglich sind. Im Sommersemester 2024 beschäftigten sich Studierende aus Architektur und Raumplanung am Forschungsbereich landscape der TU Wien, betreut von Judith Leitner, Nikolaus Gartner und Susanne Glatz-Jorde, mit der Thematik Seezugänge. Hauptaugenmerk lag auf dem Wörthersee, wo nur ein geringer Anteil öffentlich zugänglich ist. Dass ein großer Teil des Ufers aus Betonmauern, Steinblöcken und Stegen besteht, macht es auch für Wasserlebewesen zu einem schwierigen „Terrain“. Die Studierenden recherchierten, führten Interviews mit Expert:innen und analysierten Uferzonen um den Wörthersee und einzelne andere Kärntner Seen. Von 11. bis 20. September kam die gesamte Gruppe für eine Projektwoche nach Sekirn (Gemeinde Maria Wörth), um vor Ort an ihren Entwürfen und Strategien für konkrete Seezugänge, Uferwege, gemeinschaftliche Nutzungen, Naturschutz und naturnahe Ufergestaltung weiterzuarbeiten. Als Abschluss der Projektwoche fand eine zweitägige Seenkonferenz statt.
Seenkonferenz 2024
Ein wesentliches Ziel der Konferenz bestand darin, neben dem Thema Privatisierung auch ökologische Fragen zu thematisieren: Welche rechtlichen und gestalterischen Möglichkeiten gibt es, um die Zugänglichkeit zu verbessern – vom Seeuferweg über Mobilitätskonzepte bis zur Öffnung der Seebadareale auch abseits der Badesaison? Wie kann die naturnahe Gestaltung von Uferzonen gelingen? Und welche übergeordneten sozial und ökologisch tragfähigen Spielregeln bräuchte es, insbesondere im Umgang mit sensiblen Uferhabitaten? Auf dem Programm standen Vorträge von Expert:innen aus Landschaftsplanung, Architektur, Gewässerökologie, Wasserwirtschaft und Tourismus sowie Beiträge von und Diskussionen mit Vertreter:innen von Initiativen aus verschiedenen Seeregionen in Österreich und aus der Schweiz.
Nach einem Überblick von Kuratorin Judith Leitner folgte der Beitrag „Der Blick auf Häuser mit Seeblick und der öffentliche Restraum“ von Wolfgang Grillitsch und Elke Knöß-Grillitsch (Peanutz Architekten), die sich bereits 2014 im Rahmen eines Margarete-Schütte-Lihotzky-Projektstipendiums mit der baulich-räumlichen Entwicklung um den Wörthersee und mit dem Entwurf von Utopien auseinandergesetzt haben.[2] Der durch Mauern und Hecken verstellte Blick auf den See erschwert möglicherweise auch das Entwickeln von übergeordneten Visionen und Konzepten, die es vor mehren Jahrzehnten, z.B. in der Zeit, als Rudolf Wurzer in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg Landesplaner von Kärnten war, durchaus noch gegeben hat. Barbara Kogelnig (Wasserwirtschaft Land Kärnten) und Georg Santner (Kärntner Institut für Seenforschung) gaben in ihrem Vortrag einen Überblick über ökologische Grundlagen und Prinzipien für die wasserwirtschaftliche Planung am Wörthersee. Da der ökologische Zustand des Wörthersees bei den letzten Untersuchungen, was Makrophyten (mit dem bloßen Auge wahrnehmbare Wasserpflanzen) und Hydromorphologie betrifft, nur als mäßig eingestuft wurde, sind laut EU-Wasserrahmenrichtlinie Maßnahmen anzuordnen, die ihn in einen guten Zustand bringen. Die chemische Qualität des Wassers ist seit den großen Investitionen in Ringleitungen und Kläranlagen in Ordnung, der See kann problemlos als Badegewässer genutzt werden. Defizite bestehen z.B. bei der Landnutzung und Uferverbauung: Nur 38 % der Ufer sind nicht verbaut, ein relativ großer Anteil ist durch Betonmauern (30 %) hart verbaut, zudem haben Blockwurf (13 %) und über 1.000 Stege und rund 280 Bootshäuser (15 %) die Ufer stark verändert – zum Nachteil für Pflanzen, Wasservögel, Fische und andere Wassertiere. Verbesserungen können durch Schilfschutzzäune sowie durch naturnahe Ufergestaltung erreicht werden bzw. durch Ursachenbekämpfung wie Beschränkungen des Motorbootverkehrs. Denn der Wellenschlag wirkt sich ebenfalls negativ auf sensible Uferhabitate aus. Bei einem Spaziergang zum Seezugang der Sängerknaben konnten die Uferverhältnisse vor Ort erkundet und Potenziale diskutiert werden.
Am Nachmittag folgte ein Blick in verschiedene Seeregionen: Unter dem Titel „Langer Weg durchs Schilf“ stellten Nikolaus Gartner[3] und Judith Leitner die spezielle Situation der Zugänge zum Neusiedlersee vor. Die Landschaftsplanerin Susanne Glatz-Jorde berichtete von ihren Erfahrungen in der Betreuung von Schutzgebieten am Wörthersee, die wie im Fall Lendspitz-Maiernigg auch wichtige Naherholungsgebiete für die Stadt Klagenfurt sind. Der Landschaftsarchitekt Andreas Winkler zeigte u.a. Konzepte für die Halbinsel Maria Wörth und für das Areal des ehemaligen Seebahnhofs in Gmunden am Traunsee. Es folgte ein Beitrag von Lara Braun, die 2022 für ihre Diplomarbeit in Architektur ein Hotel für ebendieses Areal am Traunsee entworfen hat. Sie vertrat außerdem Judith Eiblmayr, die zu Seezugängen und „Lost Spaces“ am Attersee referieren sollte, aber leider verhindert war.
Recht auf Seen
Mitgründerin einer Initiative für Seeuferwege im Kanton Zürich Julia Gerber Rüegg und ihr Partner Willy Rüegg, der zur Geschichte des Zürichsees das Buch „SEEUFERWEG“ verfasst hat (erschienen 2021), gaben in ihrem Vortrag einen Einblick in die Arbeit der Uferinitiative, in der sie mit starken Gegenkampagnen konfrontiert sind, die mit Naturschutz und hohen Kosten argumentieren. Die Frage „Ist der Privatbesitz von Uferparzellen nicht der beste Naturschutz?“, z.B. weil Lärm und Littering (Vermüllung) gering bleiben, wird für den Zürichsee, der früher stark von Industrien geprägt war und wo der Anteil an natürlichen Ufern nur noch wenige Prozent ausmacht, mit einem klaren „Nein“ beantwortet: Bei der gegenwärtigen Gestaltung „mit Ufermauern gibt es kaum noch etwas zu schützen. Potenzial für eine Aufwertung ist aber vorhanden. Dazu braucht es Veränderungen im Uferbereich, die mehrere Parzellen umfassen. Da der Staat für die öffentlichen Gewässer verantwortlich ist, ist er auch zuständig für deren Revitalisierung sowie die Beseitigung allfälliger Altlasten.“[4] Dies würde einzelne Private überfordern; die naturnahe Gestaltung von Uferwegen inklusive der nötigen Bewusstseinsbildung und Infrastruktur könnte aber wesentlich zur Verbesserung des ökologischen Zustands beitragen.
Auch in Kärnten gab und gibt es immer wieder Versuche, sowohl bottom-up als auch top-down, die Situation zu verbessern. 2017 wurden die ersten Unterschriften für das Kärntner Seenvolksbegehren gesammelt, das sich gegen den Ausverkauf von Seegrundstücken in Landes- und Gemeindebesitz und für mehr öffentliche Seezugänge einsetzte.[5] Ersteres – eigentlich die wichtigste Forderung des Volksbegehrens – wurde jedoch nicht umgesetzt. In etwa zeitgleich startete die Landesabteilung für Raumplanung einen Prozess, in dem Fachleute und Bürger:innen Spielregeln für den Umgang mit dem kostbaren Gut See entwickeln sollten. 2018 fand im Zuge dessen in Kooperation mit dem Architektur Haus Kärnten eine Serie von Seenkonferenzen statt und es wurde – ebenfalls kein einfacher Prozess – 2020 ein eigenes Seenhandbuch publiziert.[6] Die Frage, was sich seither konkret zum Besseren entwickelt hat, war neben der Förderung des bundesweiten Austauschs ein wesentlicher Grund, 2024 eine Seenkonferenz in Kärnten zu initiieren.
In einigen österreichischen Landesverfassungen wurde die Sicherung des Zugangs zu Seen stärker verankert: „Der Zugang der Allgemeinheit zu Bergen, Seen, Flüssen und sonstigen Naturschönheiten ist – unter Achtung des Eigentumsrechts – zu sichern.“ Dieser Punkt wurde in Artikel 7a im Jahr 2022 in die Landesverfassung Kärnten aufgenommen. Doch was bedeutet das Recht auf Natur in der Praxis? Insbesondere, wo Immobilienpreise Rekordwerte erzielen, daher trotz lokaler Proteste auch in der jüngsten Vergangenheit noch Seegrundstücke in öffentlichem Besitz verkauft wurden und die weitgehend privatisierten Ufer hinter Hecken und Mauern nicht einmal sichtbar sind. Lässt sich der Zugang zu Seen überhaupt substanziell verbessern, solange das Eigentumsrecht unangetastet bleibt? In der Podiumsdiskussion zum Thema „Recht auf Seen“ diskutierten Julia Gerber Rüegg (Politikerin), Volker Dienst (Baukulturvermittler), Gerhard Godescha und Walter Polesnik (Initiatoren Kärntner Seenvolksbegehren) über ihre Erfahrungen. Der Abendvortrag führte noch einmal ins Salzkammergut: „Baden. Über die Auswirkung der Seenähe auf Boden und Bewohner:innen. Von nassen Wiesen, wilden Badeplätzen und teuren Autoweiden“ – so der Titel des Beitrags von Lydia Mittermayr, Architektin und Schriftstellerin.
Diskussionen & Exkursionen
Am zweiten Tag stellte Peter Peschel (Geschäftsführer der Region Wörthersee-Rosental Tourismus) internationale Projekte zur Aufwertung von Ufern sowie Ideen für den Wörthersee vor und gab einen Einblick in Überlegungen zum Umgang mit den Seebädern der Region, von denen mehrere sanierungsbedürftig und abseits der Badesaison nicht zugänglich sind.
Danach fanden mehrere parallele Diskussionssessions statt, die von den Studierenden konzipiert und moderiert wurden. Um eine gute Basis für Diskussionen zu schaffen, erarbeiteten die Studierenden im Vorfeld Plakate und Booklets. In interaktiven Karten wurden z.B. gemeinsam mit den Teilnehmer:innen „Skandale und Potenziale“ gesammelt, die Erfassung der freien Seezugänge um den Wörthersee ergänzt oder das Thema naturnahe Ufergestaltung aufbereitet. Eine Gruppe befasste sich mit der problematischen Fuß- und Radwegsituation am Wörtherseesüdufer, wo es immer wieder auch zu Unfällen kommt. Eine Gruppe konzentrierte sich auf den Seezugang der Wiener Sängerknaben und eine weitere entwickelte nach der Recherche über die Naturschutzgebiete und andere noch vorhandene Feuchtgebiete um den Wörthersee ein Freiraumkonzept für das Buberlemoos in Pörtschach.
Nach einem Spaziergang nach Reifnitz, wo David Calas und Barbara Calas-Reiberger (studio calas) ihre Konzepte zur Ortskernentwicklung vorstellten, konnten auf einer Schifffahrt nach Klagenfurt – begleitet von Heimo Kramer, Experte für „Wörthersee-Architektur“ – nicht nur Architekturjuwele der Sommerfrische bestaunt werden. Vom Schiff aus ist auch besonders deutlich sichtbar, in welchem Maß die Hänge um den See in den letzten Jahren bebaut wurden – u.a. mit Apartments, die einen Großteil des Jahres leerstehen. Nach den zahlreichen Kränen zu schließen, ist derzeit noch kein Ende in Sicht. Die Exkursion endete in der Landeshauptstadt Klagenfurt, deren Strandbad 2024 seinen 100. Geburtstag feierte. Gleich daneben befindet sich das Natura-2000-Gebiet Lendspitz-Mainernigg, wo u.a. durch Besucherlenkung, Bewusstseinsbildung und Schilfschutzmaßnahmen versucht wird, den Zugang in Teile des Feuchtgebiets, zum See sowie zu den Ufern des Lendkanals und der Glanfurt zu ermöglichen, aber gleichzeitig eine Übernutzung durch Badegäste, Boote und Stand-Up-Paddler zu vermeiden.
Ideen & Potenziale
Abseits der Schutzgebiete sind in vielen Gemeinden die Ufer nicht nur an Uferpromenaden, Schiffsanlegestellen und öffentlichen Strandbädern, sondern vielerorts auch dort hart verbaut, wo es sich um Privatparzellen handelt. Diese Informationen können zum Wörthersee auch detailliert im KAGIS in einer eigenen Seenkarte eingesehen werden.[7] Die Orthophotos zeigen auch die hohe Dichte an Stegen und anderen Seeeinbauten. Die vielen privaten Eigentümer:innen von Seegrundstücken wären wichtige Akteure, um den ökologischen Zustand des Sees zu verbessern. Eine Gruppe an Studierenden (S. Kaufmann, R. Leißner, A. Marold) entwickelte im Entwerfen „Seezugänge“ einen „UFER KONKRET PLAN“: einen Faltplan, in dem Basiswissen der Ufergestaltung vermittelt wird und einzelne Vorschläge für Verbesserungen dargestellt werden. Ein solcher Plan könnte – professionell weiterentwickelt und begleitet von gezielten Veranstaltungen zur Thematik – an Uferanrainer verschickt werden.
Auch wenn die Ufer des Wörthersees und anderer Seen über weite Strecken aus vielen kleinen Privatparzellen bestehen, gäbe es immer noch einige größere Grünräume, die zu frei zugänglichen Verweilzonen werden könnten. Es geht dabei nicht darum, aus diesen Freiräumen weitere Seebäder mit all der dafür erforderlichen Infrastruktur zu machen, sondern um Aufenthaltsorte am Wasser, an denen man mit Blick auf den See spazieren gehen kann, in denen aber auch die Bedürfnisse anderer Lebewesen respektiert werden und vielleicht da oder dort auch ein Sprung ins Wasser möglich ist. Einige problematische Grundstücksverkäufe wurden in Kärnten erst in der jüngsten Vergangenheit durchgeführt: Der Schlosspark und weitere Grundstücke rund um die Villa Bercht in Reifnitz (Gemeinde Maria Wörth), ein Areal, das in den 1980er-Jahren mit dem Ziel, einen allgemein zugänglichen Erholungsort zu schaffen, von der Gemeinde erworben worden war, wurde stattdessen weiterverkauft und ist seit Jahren nicht mehr zugänglich.[8] Für die Halbinsel Maria Wörth, auf der sich unterhalb die Pfarrkirche auch die Schiffsanlegestelle befindet, gab es bereits ein Konzept von Landschaftsarchitekt Andreas Winkler, das vorsah, die Zugänglichkeit zu erweitern. Im Zuge dessen könnten auch derzeit bestehende harte Uferkanten rückgebaut werden. Stattdessen beschränken sich die Seezugänge abseits der Seebäder am Südufer auf winzige und teilweise sehr steile Restflächen entlang der Uferstraße, die für die Umwandlung in Bauland oder Verpachtung an Hotels und Pensionen uninteressant waren. Eine visionäre Idee wäre der Ankauf des Areals der Hortenstiftung in Sekirn durch die Republik, dessen Potenzial hinter hohen Hecken und Zäunen von der Straße aus nur erahnt werden kann ...
Am Wörthersee-Nordufer gibt es mehrere Immobilienvorhaben, die noch gestoppt werden könnten: z.B. am Buberlemoos in Pörtschach, einem der letzten Flachmoore (mit Schilf- und Feuchtwiesen, Groß- und Kleinseggenriedanteilen) am Wörthersee, das einem „Lagunen-Projekt“ mit 17 Luxuseinfamilienhäusern weichen soll. Ähnliche Projekte werden seit Jahrzehnten immer wieder eingereicht, die allesamt aus Raumordnungs- und Naturschutzgründen amtlich abgelehnt wurden, denn Feuchtgebiete sind in Kärnten gesetzlich streng geschützt. Das Vorhaben wurde damit argumentiert, mit dem Aushub eine mögliche Kontamination des Geländes aus der Zeit des Autobahnbaus beheben zu können. Es stimmt zwar, dass in den 1970er-Jahren Schutt und Aushubmaterial noch sehr unbedarft für Aufschüttungen verwendet wurde, am Buberblemoos fanden die Amtssachverständigen allerdings keine gefährliche Altablagerungen, eine Gefahr für den See konnte nicht nachgewiesen werden.
„Das Feuchtgebiet soll ausgebaggert werden, um dadurch das geschützte Biotop loszuwerden sowie durch einen künstlichen Seearm eine Verbindung zum Wörthersee und damit ‚neue Seegründe‘ für Luxusimmobilien zu schaffen. Dafür müsste eine 16 Meter breite Schneise durch den Schilfgürtel der Bundesforste gegraben werden“, so Gabriele Hadl, Mitstreiterin in Initiativen, die seit Jahrzehnten gegen derartige Pläne kämpfen. Zum Zeitpunkt der Konferenz wurde gerade der Bescheid der BH Klagenfurt-Land erwartet. Dieser kam im November 2024 und fiel negativ aus, nicht zuletzt wegen mangelnder Zustimmung der Bundesforste. Dem Gemeinwohl sowie der Tier- und Pflanzenwelt wäre wohl mehr gedient, wenn diese letzten noch übrigen Feuchtgebiete nicht in Bauland umgewidmet, sondern als Grünkorridore erhalten bleiben würden. Eine Gruppe von Studierenden (S. Hochleitner, A. Lazarou, S. Vella) entwickelte alternative Visionen für das Buberlemoos: ein Feuchtbiotop ohne Bebauung, mit minimalen baulichen Eingriffen in Distanz zum Schilfgürtel als touristische Infrastruktur, deren wesentliches bauliches Element ein kreisrunder aufgeständerter Weg ist.
Ausblick 2025/26
Direkt nach der Konferenz wurden das Modell und die Plakate für das Buberlemoos von Gabriele Hadl nach Pörtschach mitgenommen. Noch 2025 soll im Rahmen eines Symposiums eine Präsentation des Studierenden-Projekts in der Gemeinde stattfinden. Im Sommersemester 2025 gab es ein weiteres interdisziplinäres Seenentwerfen an der TU Wien, diesmal mit Fokus auf den Attersee. Eine öffentliche Veranstaltung in der Region ist geplant, möglicherweise wird es im kommenden Jahr auch wieder eine österreichweite Seenkonferenz geben.
Judith Leitner, Jänner 2025
Download:
[1] https://architektur-kaernten.at/programm/kalender/zukunftskonferenz-seezugaenge
[2] Semantical Reloading der Wörthersee-Region oder Post-Tourismus: neue Chancen für eine teilweise abgetakelte Tourismusregion: https://www.peanutz.at/projekte/akademischer-raum/utopien
[3] Nikolaus Gartner hat vor Kurzem das Buch „schilf schneiden“ veröffentlicht, das aus seiner gleichnamigen Diplomarbeit zum Bauen im Schilfgürtel entstanden ist.
[4] https://uferinitiative.ch/faq
[5] https://www.seenvolksbegehren.at/
[6] https://architektur-kaernten.at/kontakt/publikationen/wie-gehen-wir-mit-unseren-seen-um/seenhandbuch-wie-gehen-wir-mit-unseren-seen-um_web.pdf
[7] https://gis.ktn.gv.at/webgisviewer/atlas-mobile/map/KAGIS-Projekte/Seenkarte (Die Uferverbauung des Wörthersees ist neben freien Seezugängen und Verbotszonen eine von mehreren Informationen, die in der KAGIS-Seenkarte eingesehen werden können.)
[8] https://www.rechnungshof.gv.at/rh/home/home/Liegenschaftsverkauf_Schloss_Reifnitz.pdf
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- © Judith Leitner