Integratives Entwerfen Airport City Vienna

Für Marc Augé zählen Flughäfen zu den „Nicht-Orten” – Orte des Ortlosen, die keine individuelle Identität besitzen, über keine gemeinsame Vergangenheit verfügen und keine sozialen Beziehungen stiften. Es sind Transiträume, an denen das Funktionale im Vordergrund steht. Auch die urbanen Umfelder sind Nicht-Orte, die heute architektonisch-räumlich aufgewertet werden wollen.
 
Die Airport City Vienna ist die Stadt im Umfeld des Flughafens, die sich von einem Schwellenraum zu einem neuen städtischen Zentrum transformiert. Ziel des Entwerfens ist es, Orte und Räume zu entwickeln, die potentielle Möglichkeiten des Austausches und der Kommunikation bieten. Dabei geht es auch darum, den (nach-)öffentlichen Raum neu zu denken und gewohnte Denkweisen aufzubrechen. Ob sich der private Raum der Flughafen Wien AG dieser Fragestellung öffnen kann, werden wir am Beispiel der Airport City untersuchen.
„Airport City. Rauminterventionen“ sucht nach Strategien, die Menschen und ihre Bedürfnisse in den Mittelpunkt der Betrachtung stellen. Räumliche, architektonische und landschaftliche Interventionen sollen die Grenze zwischen öffentlichem und privatem Raum durchlässig machen und neu interpretieren. Ausgehend vom räumlichen Bestand und den Einrichtungen vor Ort werden wir Raumangebote entwickeln, die die Gemeinschaft fördern und auf die Bedürfnisse der Menschen in der Airport City eingehen, den Grünraum zurück in die Stadt bringen und lebenswerte Räume schaffen. Im Zuge des Entwerfens entwickeln und installieren die Studierenden performative, räumliche und architektonische Interventionen auf dem Gelände der Airport City und stellen sie vor Ort zur Diskussion. Rückwirkend sollen die Erfahrungen und Auswirkungen der performativen Interventionen auf den Raum in die Projekte eingearbeitet und dokumentiert werden.

Ort
Die Airport City Vienna liegt im Zentrum des Vienna International Airport und bietet Büroflächen in direkter Nähe des Terminals und des Logistik- und Frachtabfertigungszentrums Cargo Center Vienna sowie der Future Zone Ost & West. Hier entsteht auf insgesamt 360.000 m2 ein neuer Wirtschaftsballungsraum. Derzeit haben am Flughafen 230 Betriebe mit mehr als 20.000 Mitarbeiter*innen ihren Standort. Bis 2025 werden 1400 Hotelzimmer angeboten.
 
Die Airport City Vienna steht damit an der Schwelle großer Veränderungen. Die Ostregion und die Vienna Airport Region profitieren aufgrund ihrer Standortqualitäten und der ausgezeichneten Infrastruktur. Die Airport City Vienna ist nicht mehr allein Headquarter des Vienna International Airport, sondern hat sich zu einem attraktiven Büro- und Verwaltungsstandort entwickelt. Vor allem die Pandemie, die den Flugverkehr zum Erliegen brachte, hat die Bedeutung des Bürostandortes Airport City als stabilisierenden Faktor offenbart.
 
Ziel
Am Flughafen treffen Menschen aus unterschiedlichen Beweggründen aufeinander. Die einen reisen ab oder kommen an. Andere bleiben, arbeiten, gehen nach Hause und kommen wieder. Diese Ströme haben unterschiedliche Geschwindigkeiten und verlangen nach unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten des öffentlichen Raumes. Menschen brauchen Austausch, Kommunikation und Gemeinschaft. Architektur schafft den Rahmen, um diese Gemeinschaft zu unterstützen. Solche Orte sind vielfach funktionell definiert – Besprechungsräume, Pausenräume und Kantinen. Wir brauchen aber weitaus mehr als diese monofunktionalen Räume. Wir brauchen Orte, an denen wir einander begegnen können und an denen wir gemeinsam Zeit verbringen. Der Schwelle zwischen dem Außenraum und dem Innenraum kommt hier besondere Bedeutung zu, denn sie definiert, ob wir uns eingeladen fühlen oder lieber draußen bleiben, ob wir uns als Teil der Gemeinschaft definieren und uns im öffentlichen Raum wohlfühlen. Solche Räume sind das „Flugfeld“ für alle Passant*innen, die Menschen, die in der Airport City Vienna arbeiten, und solche, die dort nur temporär verweilen. Wir suchen räumliche Konzepte, die der Airport City Vienna eine nachhaltige Gestalt geben, damit sich die Menschen gern dort aufhalten und den Ort nicht nur als Transitbereich wahrnehmen.

Präsentation