Integratives Entwerfen Die Oase Karmelitermarkt
Die Oase am Karmelitermarkt
Der traditionsreiche Karmelitermarkt – einer der ältesten Märkte Wiens – wird zu einem lebendigen Marktplatz im Herzen Wiens. Mit wöchentlich über 17.000 Besucher_innen, einem vielfältigen Angebot und tief verwurzelter Geschichte seit 1671 soll er als moderner, nachhaltiger und inklusiver Stadtraum neu inszeniert werden. Das neue Konzept orientiert sich an den Prinzipien eines lebendigen, lebenswerten und nutzungsoffenen Stadtraumes und verbindet das besondere Flair und die historische Substanz des Karmelitermarkts.
Seit mehr als 350 Jahren ist der Karmelitermarkt Ort des Austauschs, der Nahversorgung und des städtischen Lebens. Heute ist er für seine breite Palette an Produkten bekannt. Besonders an Freitagen und Samstagen zieht der Bauernmarkt mit rund 60 Ständen viele Wiener_innen und Tourist_innen an. Das Interesse an gesunden und nachhaltigen Lebensmitteln, der Wunsch nach fairen Produktionsformen und kurzen Transportwegen rücken Marktplätze vermehrt ins Bewusstsein der Stadtbewohner_innen. Gleichfalls ist der Wunsch nach nahen Erholungsräumen, Freiräumen, Plätzen mit Gestaltungsmöglichkeit und Ruheinseln im Gefüge der Stadt groß.
Eine Oase am Karmelitermarkt soll entstehen. Oasen sind Treffpunkte, die dem Austausch von Waren, aber auch von Informationen dienen. Sie sind auch Orte an denen die Gemeinschaft im Mittelpunkt steht.
Auf der Basis einer Recherche von Wiener Märkten definieren wir Kriterien, die als Grundlage für den Entwurf dienen.
Neben dem Verkauf von Waren in fixen Verkaufsständen, treffen an Wochenenden vor allem mobile Standler_innen auf ihre Kundschaften. Stammpublikum und interessierte Besucher_innen auf der Suche nach authentischen Plätzen in der Stadt ergeben ein buntes Miteinander.
Biobäuerinnen und -bauern nutzen diese Märkte am Wochenende vermehrt, um ihre regionalen Produkte anzubieten, die Märkte sind somit auch Treffpunkt für Menschen, die Wert auf gesunde und nachhaltige Lebensmittel, aber auch auf einen informellen Austausch mit Nachbar_innen und Freunden setzen. Tatsächlich werden nur mehr wenige Marktstände von Händler_innen genutzt. Gastronomiebetriebe übernehmen vermehrt leerstehende Stände. Die Folge sind eingeschränkte Öffnungszeiten und Besucher_innen, die vor allem in ihren Arbeitspausen und an Abenden den Markt bevölkern. Unter Tags wird der Markt dann weniger genutzt. Versiegelte Oberflächen und verparkte Straßen fördern nicht die Attraktivität des Raumes. Unterirdische Einbauten behindern die Entsiegelung der Oberflächen. Derzeit stellt sich der Karmelitermarkt als versiegelter Platz dar.
Das Interesse an besonderen Lebensmitteln wie der Wunsch nach Nachbarschaft sollen genutzt werden, um dem Ort neue Energie einzuhauchen und Entwicklungspotentiale zu nutzen.
Wir erarbeiten Vorschläge, wie der Raum der temporären Freistände auch während der Woche genutzt werden kann und stellen uns folgende Fragen:
Brauchen wir mehr feste Marktstände, die eine ganzjährige Plattform für regionale Produzent_innen, Landwirt_innen, Food-Coops und kleine Betriebe schaffen?
Soll eine neue Markthalle Raum für den Verkauf von Lebensmitteln, deren Vermarktung aber auch dem Wissenstransfer dienen?
Brauchen wir einen neuen Platz, der zur Begegnungszone werden kann?
Oder brauchen wir ein grünes Refugium im urbanen Raum, das Biodiversitätsgärten, schattige Ruheinseln und eine Nachbarschaftsbühne anbieten und die diesen Bereich zum konsumfreien Rückzugsort machen?
Soll der öffentliche Raum ein dreidimensionaler über mehrere Geschoße aktivierter Ort werden? Machen hängende Gärten, Pavillons und Räume für die Gemeinschaft den Ort attraktiv?
Wir werden uns diese Fragen stellen und Antworten entwickeln.
Der Markt soll zu einem attraktiven belebten Ort für die Gemeinschaft, für Handel und den Austausch von Informationen werden.
Gesucht werden Interventionen, die den Markt in seiner gesamten räumlichen Tiefe aktivieren – von den Untergeschoßen in den Tiefgaragen bis hin zu den Dächern der Marktstände. Ziel ist es, zusätzliche Flächen für die Vermarktung und den Verkauf von Lebensmitteln zu schaffen, die Freiflächen zwischen den Samstagen für Nutzer_innen attraktiv zu gestalten und eine dreidimensionale Belebung des Marktraums vorschlagen.
Der Karmelitermarkt wird zu einem innovativen Marktplatz des 21. Jahrhunderts, der Tradition und Moderne, Ökologie und Urbanität, Marktleben und Nachbarschaft verbindet.
Methoden
Ausgehend von einer räumlichen Orts- und Bestandsanalyse sowie der Recherche ausgewählter Beispiele entwickeln Sie ein Konzept, den Ort und seine Aufgaben neu zu interpretieren.
Im Team erarbeiten Sie Plangrundlagen und räumliche Analysen, um den Bestand zu erfassen und Grundlagen aufzubereiten. Sie entwickeln ein ebenso innovatives wie bedarfsgerechtes Raumprogramm, das sich aus den Raumsituationen vor Ort ableitet. Ziel ist ein Raumprogramm, das Handel und Erholung, Kommunikation und den gemeinschaftlichen Austausch ermöglicht und fördert.
Einen ausgewählten Raumbereich erarbeiten Sie bis zum Detail. Die Entwurfsarbeit ist in Abschnitte gegliedert und durchläuft mehrere Maßstäbe.
Das Projekt wird anhand physischer Modelle entwickelt.
Das Entwerfen ist ein Integratives Entwerfen für Bachelor und Master Studierende mit szenografischer, konstruktiver und landschaftlicher Vertiefung.
Szenario
Sie entwickeln ein Szenario für unterschiedliche Benutzer_innen des öffentlichen Raumes und planen Strategien der mehrschichtigen Nutzungsüberlagerung von Handel, Freiraum und Kommunikation auf der Basis einer einladenden Raumgestaltung.
Konstruktion
Die statisch relevante Tragstruktur für den Entwurf wird konzipiert. Das können temporäre Überdachungen, Plattformen, Stützmauern, Stege, Brücken oder Treppen sein. Es sollen Tragwerksvarianten entworfen und untersucht werden, wobei Fragen zur Aussteifung, zur Dimensionierung und Montage etc. im Vordergrund stehen.
Freiraum
Die Transformation des öffentlichen Raumes geht auch mit der Entwicklung des Grünraumes einher. Wassermanagement, Baumpflanzungen und der Schutz vor großen Regenmengen verändern unsere Außenräume, beeinflussen das Mikroklima und erhöhen die Biodiversität. Grünräume sind integrativer Bestandteil des öffentlichen Raumes. Dort, wo viele Interessen aufeinanderprallen, spielt Verteilungsgerechtigkeit eine wichtige Rolle, denn der öffentliche Raum soll allen offenstehen.
Arbeitsschritte
Recherche von Grundlagen
Entwicklung von Entwurfskriterien und Konzeptfindung
Erarbeitung der Entwürfe am analogen Modell
Diskussionsrunden und Rollenspiele
Vorträge und Besichtigungen
Exkursionen
Präsentationen und Feedbackrunden
Reflexionsgruppen
Workshops
Kleingruppen- und Einzelbesprechungen
Die Entwicklung des Marktes fußt auf einer breit angelegten Basis unter Beteiligung von Bürger_innen, lokalen Initiativen und Vertreter_innen der Stadt, des Marktamtes und des Handels. Die Vertreter_innen bringen vielfältige Perspektiven ein. Der neue Karmelitermarkt wird ein Ort der Begegnung, der Bildung, des Miteinanders – ein Stück gelebte Stadtkultur für alle Generationen. Der Austausch mit unterschiedlichen Interessensgruppen wird forciert. Die Art der Zusammenarbeit intensiviert die Diskussion und fördert ein Klima des Austausches und Miteinanders. Wir suchen engagierte Studierende, die bereit sind, sich den Realitäten der architektonischen Praxis und den Visionen der Zukunft zu stellen. Das Kennenlernen von unterschiedlichen Sichtweisen und die Vorbereitung auf das zukünftige Berufsfeld sollen Ihnen helfen, Erfahrungen zu sammeln und das Berufsfeld für Ihre Zukunft auszuloten.
Vertiefung
Zur Vertiefung der Lehrinhalte werden im Rahmen des Entwerfens
Übungen im Raumlabor LV253.G73 4ects und
Exkursionen LV 253.365 2ects angeboten.
Ausstellung und Publikation
Die Projekte werden öffentlich präsentiert. Eine Publikation dokumentiert die Projekte. Diskussionen fördern die inhaltliche Auseinandersetzung.
- Semesterwochenstunden
- 12
- Credits (ECTS)
- 15
- Typ
- Entwerfen
- Format der Abhaltung
- Präsenz