Corridor+
Der geplante viergleisige Ausbau der Südbahn zwischen Wien-Meidling und Mödling ist eines der bedeutendsten Infrastrukturprojekte im südlichen Wiener Zentralraum. Ziel ist die Grundlage für einen dichteren S-Bahn-Takt zu schaffen, regionale und städtische Mobilitätsangebote zu verknüpfen und Pendlerströme von der Straße auf die Schiene zu verlagern – ein zentraler Baustein der Mobilitätswende. Gleichzeitig verändert der Ausbau die (Stadt-)Landschaft massiv: Die Verbreiterung der Trasse, zusätzliche technische Anlagen und Lärmschutzmaßnahmen verstärken bestehende Barrieren, schaffen neue räumliche Zäsuren und gefährden die Qualität von Zwischenräumen und öffentlichen Räumen insbesondere im Umfeld der Stationen.
Die Lehrveranstaltung stellt daher nicht nur die technische Dimension der Bahntrasse, sondern ihre räumliche Einbettung und gestalterischen Potenziale in den Mittelpunkt. Auf Basis fundierter Analysen entwickeln die Studierenden städtebauliche, landschaftsplanerische und architektonische Konzepte, die zeigen, wie Infrastruktur als integraler Bestandteil von Stadt- und Landschaftsräumen verstanden werden kann – nicht als Schneise, sondern als vielschichtiger, lebendiger Stadtraum.
Dabei geht es um die Frage, wie Räume entlang der Trasse neu interpretiert und gestaltet werden können: von der Inszenierung der Bewegungsräume über die Verbesserung der Querbarkeit bis zur Mehrfachnutzung von Flächen unter, über und entlang der Gleise. Ungenutzte Resträume können zu Parks, Radwegen oder Treffpunkten werden; Brücken zu Plätzen; Überbauungen oder trassenbegleitende Gebäude können neue Nutzflächen schaffen und gleichzeitig Lärmschutz bieten.
Die Studierenden erfassen und entwerfen die Südbahntrasse als multicodierten Raum zwischen Stadt und Landschaft – als potenziellen Ökokorridor, als urbanen Freiraum oder als Impuls für klimagerechte Entwicklung am Stadtrand und im Stadtumland. Ziel ist es, mittel- bis langfristige Perspektiven zu entwickeln, die den infrastrukturellen Eingriff mit Mehrwerten für Stadtraum, Landschaft und Gesellschaft verbinden.
Auf Grundlage fundierter Analysen entwickeln die Studierenden konkrete Konzepte und Projekte, die lokale wie regionale Bedarfe adressieren und neue Perspektiven für den Umgang mit Infrastrukturräumen eröffnen. Im Fokus stehen drei Maßstabsebenen: die Trasse selbst als multicodierter Raum mit nutzbaren Flächen unter, über und entlang der Gleise; die funktionale und gestalterische Aufwertung der Haltestellenumfelder als Schnittstellen zwischen Bahn und Quartier; sowie das erweiterte Umfeld, in dem Leitbilder für klimagerechte Quartiersentwicklung und resiliente Stadträume entworfen werden. Die Lehrveranstaltung versteht sich als Labor für integrierte Planung, das Mobilitäts-, Siedlungs- und Landschaftsthemen vernetzt, Aufenthaltsqualitäten stärkt und aufzeigt, wie ein neues Verständnis von Infrastrukturräumen zur Mobilitätswende und zur gesellschaftlichen Akzeptanz großer Infrastrukturprojekte beitragen kann.
- Semesterwochenstunden
- 12
- Credits (ECTS)
- 15
- Typ
- Entwerfen
- Format der Abhaltung
- Präsenz
- Vortragende
- Thomas E. Hauck
- Sebastian Sattlegger
- Ute Schneider
- André Krammer
- Harald Frey
- TISS
- Kursinfo